Menger, Carl

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Von Lawrence H. White, mit freundlicher Genehmigung von libertarianism.org.

Carl Menger (1840-1921) war Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Universität Wien und Gründer der Österreichischen Schule der Nationalökonomie. Unter den Ökonomen gilt er als der wichtigste Vertreter der Theorie der spontanen Ordnung des 19. Jahrhunderts. Diese Theorie ist die sozialwissenschaftliche Idee, dass eine freie Gesellschaft ohne staatliches Zutun nützliche und hoch entwickelte Institutionen hervorbringen kann. Mengers Arbeiten in einem breiten Themenfeld markierten einen wichtigen Fortschritt gegenüber der klassischen Ökonomik von Adam Smith und legte den Grundstein für spätere Beiträge der österreichischen Ökonomen Eugen von Böhm-Bawerk, Ludwig von Mises und Friedrich A. von Hayek.

Mengers revolutionäres Buch über Wirtschaftstheorie, „Grundsätze der Volkswirtschaftslehre“, wurde 1871 veröffentlicht. Menger reiste 1876-1878 als Dozent für Wirtschaftswissenschaften mit dem österreichischen Prinzen Rudolf. Seine Vorträge vor dem Kronprinzen von Österreich zeigen viel deutlicher als seine anderen Werke Mengers Überzeugung für den klassischen Liberalismus nach Adam Smith. 1879 erhielt Menger eine ordentliche Professur für Volkswirtschaftslehre an der Universität Wien. Zu Beginn seiner Professur verteidigte er 1883 mit seinem Aufsatz „Untersuchungen über die Methode der Sozialwissenschaften und der Politischen Ökonomie“ die theoretische Ökonomie. Menger wurde 1892 in eine österreichische Staatskommission zur Währungsreform berufen.

Wirtschaftshistoriker bezeichnen Menger gemeinhin als unabhängigen Mitentdecker (zusammen mit William Stanley Jevons und Léon Walras) des „Grenznutzens“ als Schlüsselprinzip zur Erklärung relativer Preise. Jedoch war Mengers „Prinzipien“ die einflussreichste der drei nahezu zeitgleichen Veröffentlichungen. Die Grenznutzen-Theoretiker lösten die vorherrschende „Arbeitswerttheorie“ ab, nach der Rohstoffe ihren Marktwert (oder Preis) aus den für ihre Produktion benötigten Arbeitskosten erhalten. Menger betonte, dass die Wertschöpfung tatsächlich in die entgegengesetzte Richtung verlief: Arbeitsleistungen und andere Inputs werden nur daran bewertet, inwiefern sie zu werthaltigen Konsumgüter verarbeitet werden können. Konsumgüter haben nur den Marktwert, insofern sie Bedürfnisse befriedigen, die für die Konsumenten einen subjektiven Wert haben. Mengers subjektive Werttheorie zerstörte somit die Vorstellung, dass Arbeit automatisch Wert produziert, einen Dreh- und Angelpunkt der marxistischen Ökonomie.

Menger die erste zufriedenstellende Erklärung über die Herkunft des Geldes ab. Er zeigte, dass die Schöpfung des Geldes ein spontanes Produkt des Markthandels ist. Zusammenfassend stellte Menger fest, dass sich Rohstoffe in ihrer Marktfähigkeit unterscheiden (d. h. die Leichtigkeit, mit der sie auf den Markt gebracht und dort verkauft werden können). Ein Tauschhändler, der mit schwer zu verkaufenden Rohstoffen (z.B. Rüben) auf den Markt kommt, wird es oft einfacher finden, indirekt zu handeln. Er wird eine marktfähigere Ware (z.B. Silber) akzeptieren und sie dann in Form eines Tauschmittels gegen die Waren tauschen, die er mit nach Hause nehmen möchte. Ein aufmerksamer Händler wird es vorziehen, eine Ware als Handelsmedium zu akzeptieren, die eine größere Zahl von anderen Händlern akzeptieren wird. Er selbst wird durch die Annahme dieser Ware dazu beitragen, den Anwendungsbereich der Ware weiter auszubauen. Daher werden sich Händler spontan auf ein einziges Gut als allgemein akzeptiertes Medium oder Geld einigen. In seiner Monografie von 1892 schloss Menger: „Geld wurde nicht durch Gesetz erschaffen; in seinem Ursprung ist es kein staatliches, sondern ein soziales Phänomen. Staatliche Sanktionen sind dem generellen Begriff des Geldes fremd.“ Doch überraschenderweise dachte Menger dennoch, dass Geld „perfektioniert wurde… durch staatliche Anerkennung und Regulierung“ von Münzen. Unter Berufung auf eine skeptische Darstellung der privaten Münzprägung während der amerikanischen Goldrauschzeiten dachte er, dass Laissez-faire eher eine schädliche „Multiformität“ als eine Einheitlichkeit der Münzen hervorrufen würde. Trotz seiner Bemerkungen zur Münzprägung dient Mengers Darstellung der Herkunft des Geldes jedoch als besonders geeignetes Beispiel dafür, dass eine freie Gesellschaft ihre eigenen Institutionen ohne staatliche Führung aufbauen kann.

In den „Untersuchungen“ stellte Menger eine wichtige Forschungsfrage für Sozialwissenschaftler: Wie können Institutionen, die dem Gemeinwohl dienen und für seine Entwicklung von großer Bedeutung sind, ohne einen gemeinsamen Willen zur Errichtung dieser entstehen? Er bezog sich nicht nur auf Geld, sondern auch auf Recht, Moral, Handelsbeziehungen und Städte. Mengers analytisches Programm zum Aufbau eines methodisch einzigartigen Verständnisses von Institutionen hatte einen starken Einfluss auf die Schriften von Mises und Hayek, und lebt in der modernen österreichischen Ökonomik und der „neuen Institutionsökonomik“ weiter.

Literatur:

Carl Menger: Grundsätze der Volkswirthschaftslehre. Braumüller, Wien 1871.

Carl Menger: Untersuchungen über die Methode der Socialwissenschaften und der politischen Oekonomie insbesondere. In: F. A. Hayek (Hrsg.): Carl Menger. Gesammelte Werke. Band II, 2. Auflage. J. C. B. Mohr, Tübingen 1969.

Carl Menger: Die Irrthümer des Historismus in der deutschen Nationalökonomie. Hölder, Wien 1884.

Carl Menger: Grundzüge einer Klassifikation der Wirtschaftswissenschaften. In: F. A. Hayek (Hrsg.): Carl Menger. Gesammelte Werke. Band III, 2. Auflage. J. C. B. Mohr, Tübingen 1970.

Lawrence H. White

Lawrence H. White ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der George Mason University. Er unterrichtet Geldtheorie und Geldpolitik. Sein Forschungsgebiet richtet sich auf das freie Bankwesen.