Bamberger, Ludwig

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Von Dr. Benedikt Koehler

Ludwig Bamberger (1823 – 1899) war Journalist, Bankier, und Politiker. In der Ära der deutschen Einigung von 1871 wirkte er im Reichstag als Wortführer der Nationalliberalen Fraktion und verantwortete die Einführung einer einheitlichen Währung und Notenbank. Bamberger war ein erfolgreicher Bankier, ein Beruf, den er auf Umwegen eingeschlagen hatte. Einst musste er aufgrund seiner Teilnahme an der Revolution von 1848/49 aus Deutschland fliehen, hatte dann viele Jahre in London und Paris als Bankier gearbeitet, war später auch Mitgründer der Deutschen Bank (1870). Bamberger war von 1868 bis 1890 Parlamentarier. Zeitlebens trat Bamberger als Publizist hervor; seit Abschluss seines Jurastudiums in Heidelberg bis an sein Lebensende veröffentlichte er Aufsätze und Artikel zu Tagesthemen der Politik und Kultur.

Biographie

Ludwig Bamberger war Zeitgenosse einer Ära der umfassenden politischen Umgestaltung Deutschlands. Er verbrachte seine Kindheit im biedermeierlichen Mainz, studierte Jura in Heidelberg, schloss sein Studium kurz vor Ausbruch der Revolution von 1848 ab, und begab sich sogleich in die Sphären, die seinen Lebenslauf fortan bestimmten, die Publizistik und die Politik. Ab 1848 berichtete er als Korrespondent der Mainzer Zeitung über die parlamentarischen Debatten in der Frankfurter Paulskirche, nahm 1849 als Freischärler am Bürgerkrieg in der Pfalz teil und rettete sich nach dessen Niederschlagung in die Schweiz. Eine Rückkehr nach Deutschland kam nicht mehr in Frage nachdem er in absentia zum Tode verurteilt wurde. Diese Wendung schlug allerdings zu seinem Glück aus. Ein Onkel, Teilhaber der Londoner Bank Bischoffsheim & Goldschmidt, stellte den Neffen ein, und der anfängliche Brotberuf führte Bamberger von London über Antwerpen schliesslich nach Paris. Bis 1867 hatte er sich hinreichend Rücklagen erworben, um sich fortan seiner ersten Leidenschaft zu widmen, der Politik.

Ludwig Bamberger erkannte schon 1867 in Otto von Bismarck eine bestimmende Gestalt der deutschen Politik und stellte ihn als solchen der französischen Öffentlichkeit in seiner Schrift Monsieur de Bismarck vor (deutsch: Herr von Bismarck). Liberale und Konservative waren zur Bewerkstelligung der deutschen Einheit aufeinander angewiesen; Bismarck zog Bamberger in seinen engeren Beraterkreis. Bamberger, seit 1868 Parlamentarier, nahm in Bismarcks Stab am Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 teil. Im jungen Deutschen Reich betrieb Bamberger mit Erfolg die Vereinheitlichung der deutschen Währung in Mark und Pfennig und die Einrichtung einer Notenbank, der Deutschen Reichsbank.  Als die Gründerjahre des Kaiserreichs 1878 im Gründerkrach endeten, schaltete Bismarcks Wirtschaftspolitik von Liberalismus zu Protektionismus und spaltete die liberale Fraktion (1880). Innerhalb und ausserhalb der Politik verlor der Liberalismus an Boden, und Bambergers politische Laufbahn endete wo sie begann, im Abseits.

Als Publizist blieb Bamberger aber weiterhin präsent. Die Themen seiner Essays reichten von finanzpolitischen Tagesthemen bis zur Kulturkritik; bemerkenswert ist seine Auseinandersetzung mit dem in diesen Jahren erstarkenden politischen Antisemitismus (Deutschtum und Judentum, 1880). Seine Erinnerungen haben den Tonfall eines heiteren, kosmopolitischen, vorurteilslosen Zeitzeugen.

Bamberger starb 1899 und liegt auf dem Jüdischen Friedhof in der Schönhauser Allee begraben, an der Seite des liberalen Abgeordneten Eduard Lasker, der im Kaiserreich das Bürgerliche Gesetzbuch vorbereitet hatte. Die Grabinschrift des Doppelgrabes, welche im Dritten Reich anonymisiert war, lautet: „Hier ruhen im Tode vereint die im Leben gemeinsames Streben für Deutschlands Einheit und Freiheit verband.

Digitalisate seiner Werke sind abrufbar und zu finden unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Bamberger

Benedikt Koehler

Dr. Benedikt Koehler ist Schriftsteller. Bis zu seinem Ruhestand war er im Bankenbereich tätig. Er studierte Geschichte und Literatur an der Yale University und promovierte an der Universität Tübingen.