Prince-Smith, John

David M. Hart

Von Frank Schäffler

John Prince-Smith (1809-1874) kann als Begründer der Freihandelsbewegung im 19. Jahrhundert in Preußen und danach im Deutschen Reich gelten. 1809 in London geboren, kam er als Lehrer für Englisch und Französisch nach Preußen, unterrichtete dort einige Jahre, gab diese Tätigkeit jedoch dann auf, um als Publizist volkswirtschaftlicher und politischer Schriften zu arbeiten.

Er gründete 1846 in Anlehnung an die Anti-Corn Law League der englischen Freihändler um Richard Cobden und John Bright den deutschen Freihandelsverein und versuchte Zeit seines Lebens, die Freihandelsidee in Deutschland populär zu machen. Er war Gegner des Ökonomen Friedrich List, der sich zwar für eine Zollunion in den deutschen Ländern einsetzte, aber für Schutzzölle gegenüber anderen Staaten auftrat.

Prince-Smith übersetzte die Schriften von Frederic Bastiat ins Deutsche. Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern der linksliberalen preußischen Fortschrittspartei, für die er von 1862 bis 1866 als Abgeordneter im Preußischen Abgeordnetenhaus saß. In der Auseinandersetzung innerhalb der Fortschrittspartei um den preußischen Verfassungskonflikt und die Bildung des Norddeutschen Bundes im Vorfeld der Reichsgründung 1871 folgte er nicht der Mehrheit und wechselte anschließend mit anderen zur Nationalliberalen Partei, für die er von 1871 bis 1873 Mitglied des Reichstages war. Ein Jahr später verstarb er in Berlin. Sein Engagement für die Freihandelsidee führte 1858 zur Gründung des Kongresses deutscher Volkswirte, einem Zusammenschluss Liberaler, die sich für Gewerbefreiheit, Freihandel und für die Liberalisierung der Wirtschaft einsetzten.

Prince-Smith war ein Freund des Minimalstaates oder auch des sogenannten Nachtwächterstaates. Die Aufgabe des Staates sah er im Wesentlichen in der Durchsetzung der äußeren und inneren Sicherheit. „Dem Staate erkennt der Freihandel keine andere Aufgabe zu, als eben die Produktion von Sicherheit“, so seine Überzeugung. Er inspirierte durch sein Wirken zahlreiche Liberale seiner Zeit, unter anderem Max Wirth und Julius Faucher. Prince-Smith vertrat wirtschaftspolitisch eine „radikal individualistische Auffassung volkswirtschaftlicher Verhältnisse.“ Den Begriff „Volkseinkommen“ lehnte er beispielsweise ab. „Tatsächlich gibt es gar kein Volkseinkommen, sondern jeder im Volke hat sein besonderes Einkommen; und nur wenn man, behulfs eines statistischen Überschlags, die Einzeleinkommen zusammenzählt, hat man zwar die Vorstellung eines Volkseinkommens, aber die Sache selbst ist doch nirgends zusammen.“

Neben dem methodologischen Individualismus vertrat er eine abstrakt-deduktive Methode zur Entwicklung wirtschaftswissenschaftlicher Theoreme. Jede neue oder verbesserte ökonomische Lehre müsse durch logische Ableitung erreicht werden. Dies unterschied ihn von der damals aufkommenden Historischen Schule der Volkswirtschaftslehre, die anhand von empirischen Erhebungen und historischen Gegebenheiten Gesetzmäßigkeiten ableiten wollte. Auch hier stand er im scharfen Gegensatz zu Friedrich List. Beide nahmen dadurch den späteren Methodenstreit vorweg zwischen Carl Menger, dem Begründer der Österreichischen Schule, und Vertreten der Historischen Schule um Gustav Schmoller.

Prince-Smith hat vor allem die Bedeutung von Kapital-Akkumulation für die Entwicklung einer Gesellschaft herausgearbeitet. In seinem Essay „Die sogenannte Arbeiterfrage“ betont er 1864, wie wichtig die Kapitalbildung für die Überwindung der Armut ist. „Die Vermehrung des Kapitals trägt zur Besserung der Lage der Arbeiter nicht bloß, insofern sie den Lohnsatz steigert, sondern auch durch Verwohlfeilerung [Verbilligung der eingesetzten Mittel, d. Vf.] der Verbrauchsmittel bei.“

Quellen

Die Partei der Freiheit, Ralph Raico, Verlag Lucius & Lucius Stuttgart, 1999.

John Prince-Smith’s Gesammelte Schriften, Hrg. Dr. Otto Michaelis, Verlag von F.A. Herbig Berlin, 1877.

Frank Schäffler

Frank Schäffler ist Mit-Gründer und Geschäftsführer der Denkfabrik Prometheus - Das Freiheitsinstitut in Berlin. Von 2005 bis 2013 und seit 2017 ist er Mitglied des Bundestages für die FDP. Bekannt geworden ist er als Kritiker der Euro-Rettungspolitik seit 2011. Das Thema Währungspolitik zählt zu seinen inhaltlichen Schwerpunkten.