Heinlein, Robert A.

Greenleaf Publishing

Frühe Jahre und Einstieg in die Literatur

Robert A. Heinlein wurde am 7. Juli 1907 in Butler, Missouri geboren und wuchs im nahegelegenen Kansas City auf. Der Dienst an der Waffe stand bei seiner Familie hoch im Kurs und so schwebte auch ihm schon früh eine Karriere bei der Marine vor. Nach seinem Abschluss an der Marineakademie in Annapolis 1929, wurde er zunächst als Funker auf dem Flugzeugträger USS Lexington stationiert, anschließend als Artillerieoffizier auf dem Zerstörer USS Roper.

Doch eine Tuberkuloseerkrankung machte Heinleins militärischen Karrierepläne bald zunichte. Nachdem er sich erholt hatte, zog er nach Kalifornien, studierte ohne Abschluss Mathematik und Physik und arbeitete unter anderem im Silberbergbau und im Immobiliengeschäft. In dieser Zeit plagten ihn große finanzielle Probleme.

Anschließend wandte sich Heinlein der Politik zu. Als Sozialist unterstützte er 1934 den Wahlkampf von Upton Sinclair, der für die Demokratische Partei für das Amt des Gouverneurs von Kalifornien kandidierte. 1938 bewarb er sich selbst für die Demokraten um einen Platz in der State Assembly von Kalifornien, blieb damit jedoch erfolglos.

Eher zufällig stieß Heinlein auf ein Preisausschreiben für Science-Fiction-Kurzgeschichten. Inspiriert von seiner kindlichen Liebe für die Science-Fiction-Literatur, schrieb er seine erste Kurzgeschichte Life Line. Er reichte sie jedoch nie für das Preisausschreiben ein, sondern verkaufte sie an ein Magazin, das ihm deutlich mehr zahlte. Hiermit war Heinleins Leidenschaft für das Schreiben geboren. Zunächst schrieb er weitere Kurzgeschichten sowie Jugendromane, die sogenannten „Heinlein Juveniles“, und blieb dem Genre der Science Fiction treu. Es erlaubte ihm, mit Ideen zu spielen und sich mit gesellschaftlichen Fragen auseinanderzusetzen.

„Starship Troopers“ (1959) – Heinlein der Faschist?

Das Jahr 1959 markiert einen Wendepunkt in Heinleins schriftstellerischem Schaffen. Schon vorher hatte Heinlein in seinen Büchern vereinzelt politische Themen aufgegriffen. So griff er als strikter Antikommunist in The Puppet Masters die während der McCarthy-Ära allgegenwärtige Angst vor einer Unterwanderung der amerikanischen Gesellschaft durch sowjetische Agenten auf.

Sein erstes dezidiert politisches Werk, mit dem Heinlein den Wandel vom Jugendschriftsteller zum Autor ernster Erwachsenenliteratur schaffte, war Starship Troopers. Es ist zugleich auch einer der Meilensteine seines Schaffens, die seinen Ruf als einer der umstrittensten Science-Fiction-Autoren des 20. Jahrhunderts rechtfertigen. Starship Troopers handelt von der kriegerischen Auseinandersetzung zwischen einer fiktiven Weltregierung und einer insektoiden Spezies von Außerirdischen, den sogenannten Bugs und folgt dabei dem jungen Protagonisten Johnny Rico, der sich nach seinem Schulabschluss freiwillig in den Krieg meldet.

Die Rahmenhandlung ist durchzogen von Rückblicken auf Johnny Ricos Schulzeit, die im Kontext des Buches eine Schlüsselrolle spielen. Sein strenger Lehrer Mr. Dubois, ein Ex-Offizier, erklärt seinen Schülern die Gesellschaftsordnung. Mangelhafte Disziplin und lascher Umgang mit jugendlichen Straftätern haben Ende des 20. Jahrhunderts den Untergang der alten Gesellschaft ausgelöst. Aus deren Überresten ist eine neue Ordnung hervorgegangen, in der nur noch Bürger, die freiwilligen Wehrdienst geleistet haben, wählen dürfen. Auf diese Weise soll garantiert werden, dass nur diejenigen, die für das Staatswesen ihr Leben aufs Spiel gesetzt haben, es auch aktiv mitgestalten dürfen.

Die Schilderung dieser militaristischen Gesellschaft brachte Heinlein vielfach den Vorwurf des Faschismus ein. Obwohl man ihm durchaus eine große Begeisterung für alles Militärische attestieren kann, greift dieser Vorwurf wohl zu kurz. In den Kontext seines Gesamtwerks gesetzt, ist davon auszugehen, dass Starship Troopers in erster Linie ein Gedankenexperiment Heinleins ist.

Und insbesondere aus liberaler Perspektive ist dieses Gedankenexperiment durchaus interessant. Schließlich stellt die Demokratie im Denken von Liberalen wie Montesquieu oder Tocqueville keinen Selbstzweck dar, sondern sie soll in erster Linie dazu dienen, die Regierung unter Kontrolle zu halten. Die konkrete Ausgestaltung des Wahlrechts kann durchaus einen Einfluss darauf haben, ob dieses Ziel erreicht wird.

„Stranger in a Strange Land“ (1961) – Polyamorie und Pantheismus

Heinleins nächster Erfolg Stranger in a Strange Land stellt einen krassen Kontrast zum martialischen Starship Troopers dar. Die Prämisse ist eine futuristische Nacherzählung der bekannten Geschichte von Mowgli aus dem Dschungelbuch des von ihm sehr verehrten Rudyard Kipling. Der Protagonist Valentine Michael Smith wird auf dem Mars geboren. Seine Eltern waren Mitglieder einer Marsexpedition und kamen mit dem Rest der Besatzung ums Leben, woraufhin Mike von Marsianern großgezogen wurde. Das Buch handelt von seiner Rückkehr auf die Erde.

Auch da Mike ein üppiges Erbe zusteht, erfährt er viel mediale Aufmerksamkeit. Auch die Regierung versucht, ihn in ihre Finger zu bekommen. Er schafft es jedoch, bei dem exzentrischen Schriftsteller Jubal Harshaw abzutauchen. In letzterem spiegelt sich auch deutlich Heinleins Individualismus wieder: Harshaw ist ausgesprochen vielseitig begabt, promovierter Jurist und Mediziner und äußerst skeptisch eingestellt gegenüber Staat und Religion. Auch offensichtliche Wunder, die im Verlauf der Handlung geschehen, lassen ihn nicht von seinem Agnostizismus abweichen.

Das Hauptthema von Stranger in a Strange Land ist die freie Liebe. Da es sich bei den Marsianern um Zwitterwesen handelt, lernt Mike das Konzept der Geschlechtlichkeit erst auf der Erde kennen. Er sammelt im Verlauf des Romans sexuelle Erfahrungen mit mehreren Frauen und wird schließlich zum Religionsstifter. Die „Church of All Worlds“ predigt die ganzheitlich-pantheistische Weltsicht der Marsianer und freie Liebe.

Die Eifersucht, in der Mike die Wurzel der Monogamie erkennt, kann er aus seiner die ganze Welt als Einheit erfahrende Sicht nicht verstehen und verwirft sie als irrational. Wenige Jahre später sollte sich die Hippie-Bewegung in ebendieser Weltsicht wiederfinden und machte damit ausgerechnet den Autor der Starship Troopers zu einer ihrer Ikonen. Stranger in a Strange Land ist bis heute Heinleins erfolgreichstes und wohl auch populärstes Werk.

„The Moon is a Harsh Mistress” (1966) – 1776 in Space!

In Heinleins bekannteren Werken sind klassisch liberale Themen am prominentesten in The Moon is a Harsh Mistress vertreten. Es spielt gegen Ende des 21. Jahrhunderts auf dem Mond, der bereits seit mehreren Generationen eine Strafkolonie ist. Die Mondbewohner, die ihre Heimat „Luna“ und sich selbst „Loonies“ nennen, bauen Weizen an, den sie zu niedrigen Preisen an die „Verwaltung“ veräußern müssen. Dies führt zu Unmut bei der Bevölkerung und im Handlungsverlauf schart sich eine Bewegung um den Computertechniker Mannie, die Berufsrevolutionärin Wyoh, den Professor Bernardo de la Paz und den Supercomputer Mike, die schließlich den Aufstand gegen die Verwaltung wagt.

Mit The Moon is a Harsh Mistress zollt Heinlein Tribut an den Amerikanischen Unabhängigkeitskampf. Nicht zufällig beginnt die Revolution auf Luna am 4. Juli 2076. Klar ersichtlich ist außerdem sein Plädoyer für wirtschaftliche Freiheit: die Mondfarmer können ihre Erzeugnisse nicht auf einem freien Markt verkaufen und werden von der Verwaltung ausgepresst. Außerdem prägte das Buch die Formel TANSTAAFL („There ain’t no such thing as a free lunch“), welche häufig mit dem liberalen Ökonomen Milton Friedman in Verbindung gebracht wird.

Vor allem aber illustriert der Roman eine selbstverwaltete, anarchische Gesellschaft, nach Vorbild des Wilden Westens. Die Verwaltung überlässt die Loonies nämlich – abgesehen vom Handel mit ihnen – weitestgehend sich selbst. Mit der Zeit haben sich Gebräuche herausgebildet, die das Miteinander auf Luna friedlich regeln. Wie der Erzähler Mannie anmerkt, zeigte es sich immer wieder, dass wer nicht „gute Manieren“ mitbrachte, selten lange überlebt. Außerdem haben sich aufgrund eines Männerüberschusses alternative Familienmodelle wie die Vielmännerei und die Clanehe durchgesetzt – wieder zeigen sich die Vorstellungen des Autors zur sexuellen Befreiung.

Ihre theoretische Ausformulierung findet die Lebensweise der Loonies in den Worten von Professor Bernardo de la Paz, der sich selbst als „Rationalen Anarchisten“ bezeichnet:

„Rationale Anarchisten glauben, daß Konzepte wie ‚Staat‘, ‚Gesellschaft‘ und ‚Regierung‘ gar nicht existieren, es sei denn als Handlungen selbstverantwortlicher Individuen. Sie halten es für unmöglich, Verantwortung zu teilen, weiterzureichen oder zu delegieren, und das gilt auch für Schuld und Gewissen, denn all das sind Dinge, die nur in Individuen bestehen können, nicht aber in Organisationen. Doch da die Anarchisten auch rational sind, wissen sie, daß nicht alle Individuen ihre Sichtweise teilen, deshalb versuchen sie, sich in einer unvollkommenen Welt, so vollkommen wie möglich zu verhalten. Dabei ist ihnen natürlich klar, daß die Ergebnisse ihrer Bemühungen ebenfalls unvollkommen sein werden.“

Spätwerk

Noch umstrittener als Starship Troopers wurden einige von Heinleins späten Büchern aufgenommen, das bekannteste unter ihnen Time Enough for Love (1973). Hier setzt er sich in einer sehr offenen Weise philosophisch mit den Themen Inzest und Pädophilie auseinander. Die Hinterfragung dieser gesellschaftlichen Tabus setzte sich auch in anderen Werken von ihm fort.

Ab den 1970er-Jahren hatte Heinlein mit seiner sich immer weiter verschlechternden Gesundheit zu kämpfen. Er war starker Raucher und litt an COPD. Am 8. Mai 1988 starb Heinlein als gefeierter Schriftsteller. Gemeinsam mit Isaac Asimov und Arthur C. Clarke zählt er heute zu den „Big Three“ der Science-Fiction-Literatur. Neben seinen großen kommerziellen Erfolgen, erhielt er auch zahlreiche Preise, darunter viermal den populären Hugo-Award, die renommierteste Trophäe für Science-Fiction- und Fantasy-Autoren.