Opportunitätskosten

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Von Florian Rösch

Definition

Unter Opportunitätskosten versteht man die Kosten der nicht gewählten Alternative (Opportunität). Sie werden in der Regel nicht wie buchhalterische Kosten in Geldeinheiten angegeben, sondern in Nutzen oder Gütereinheiten. Menschen stehen jeden Tag vor Entscheidungen mit unterschiedlichen Entscheidungsmöglichkeiten, welche im Konflikt zueinanderstehen. Beispielsweise kann ich mich nicht gleichzeitig dazu entscheiden zu arbeiten und zu joggen. Ich würde gerne beide Alternativen wählen, kann jedoch nicht an zwei Orten gleichzeitig sein. Folglich führe ich eine Nutzenanalyse durch und überlege mir, welche Alternative mir den höchsten Nutzen bringt oder bei welcher Alternative ich die geringsten Opportunitätskosten habe. Anders ausgedrückt ist diejenige Alternative die bessere, in der mein Nutzenverzicht der anderen Alternative am Geringsten ist. Entscheide ich mich für das Joggen, wären meine Opportunitätskosten ein weggefallendes Einkommen. Zusammenfassend sind Opportunitätskosten also Kosten, welche aufgrund des Verzichtes einer Alternative entstehen.

Was sind die Kosten ein Eis essen zu gehen? – Ein Beispiel

Die Frage scheint sehr trivial, da eine Kugel Eis ca. 1,50 € kostet. Also liegen die Kosten für ein Eis bei 1,50 €. Diese Herangehensweise beachtet jedoch nur die monetären Kosten einer Kugel Eis. Um die wahren Kosten eines Eis von der Eisdiele zu berechnen, sollte man die Opportunitätskosten miteinbeziehen. So könnte man sich anstatt des Besuchs in der Eisdiele auch mit Freunden treffen. Der Nutzen aus dieser Alternative würde den Opportunitätskosten entsprechen. Wenn nun der Nutzen, sich mit Freunden zu treffen, höher ist als der einer Kugel Eis, so würde man sich für die erste Alternative entscheiden.

Opportunitätskosten und komparativer Vorteil – David Ricardo

Opportunitätskosten spielen bei der Betrachtung von Produktionsmöglichkeiten und der Frage danach, ob Länder miteinander handeln sollten, eine wichtige Rolle. David Ricardo beschrieb im Jahr 1817 in The Principles of Political Economy and Taxation, warum England Wein und Portugal Tuch herstellen sollte, obwohl Portugal in der Wein- und Tuchproduktion absolut besser war. Nehmen wir an, England könne im Jahr vier Einheiten Wein oder zwei Einheiten Tuch oder eine Kombination daraus herstellen. Portugal hingegen könne im Jahr fünf Einheiten Wein oder fünf Einheiten Tuch oder eine Kombination daraus herstellen. Beide Länder können ihre Arbeitskraft ihren Wünschen nach aufteilen. Man möchte meinen, dass es für Portugal keinen Grund gebe, mit England zu handeln, da es in der Produktion von Wein und Tuch besser ist. Bei Betrachtung der Opportunitätskosten hingegen, also wie viel von dem einen Gut aufgegeben werden muss, um das andere Gut zu produzieren, sieht die Situation anders aus. Portugal muss eine Einheit Wein aufgeben, um eine Einheit Tuch zu produzieren. England müsste zwei Einheiten Wein aufgeben, um eine Einheit Tuch zu produzieren. Somit besitzt Portugal einen komparativen Vorteil in der Tuchproduktion. In der Weinproduktion hingegen dreht sich dieses Verhältnis um. Portugal müsste weiterhin eine Einheit Tuch für eine Einheit Wein aufgeben. Hingegen müsste England nur ½ Einheit Tuch aufgeben, um eine Einheit Wein zu produzieren. Also besitzt England einen komparativen Vorteil in der Weinproduktion. Selbst in dieser Situation würde ein Handel zwischen beiden Ländern von Vorteil sein.

Literatur

Mankiw, N. Gregory /  Taylor, Mark P.: Grundzüge der Volkswirtschaftslehre. Stuttgart, 2008.

Ricardo, David: The Principles of Political Economy and Taxation. 1817.

Freihandel – für eine gerechtere Welt, hrsg. v. Frank Schäffler, Clemens Schneider, Florian A. Hartjen, Björn Urbansky, München 2018.

Florian Rösch

Florian Rösch hat an der Johann Wolfgang Goethe Universität in Frankfurt Wirtschaftswissenschaften studiert.